Latifa Laâbissi, geboren 1964 in Grenoble, studierte in ihrem Heimatland Zeitgenössischen Tanz und setzte ihre Ausbildung im Merce Cunningham Studio in New York fort.

Seit 1990 arbeitet sie sowohl als Choreographin wie auch als Tänzerin, u. a. mit Jean-Claude Galotta, Jennifer Lacey, Boris Charmatz und Robyn Orlin.

Für Laâbissis Arbeit spielt die menschliche oder figürliche Gestalt und ihr Erscheinungsbild eine große Rolle. Den Erscheinungen, die in ihren Arbeiten auftauchen, ist die Choreographin wie Geheimnissen auf der Spur, hinterfragt deren Funktionen und Prägungen und nähert sich so den Bildern ihrer eigenen Vorstellungskraft zwischen Fiktion und Auto-Fiktion. Mit "Self Portrait Camouflage" (2008) erreichte sie eine große Aufmerksamkeit. Ihre darin durchlebte Beschäftigung mit der (Selbst-)Darstellung von Minderheiten hält bis heute an. Laâbissis Methode ist transdisziplinär ausgerichtet, und das Wechseln ihrer Ausdrucksmöglichkeiten ist für sie als Vehikel zu neuen künstlerische Daseinsformen von großer Wichtigkeit.
Die Choreographin und Tänzerin unterrichtet außerdem an Universitäten und Architekturausbildungen sowie an den Centres Choréographiques Nationaux.

www.figurproject.com
www.latudescontemporaines.com

 



"Was macht eigentlich ein Geist?", fragt sich der französische Philosoph Jacques Rancière anlässlich von Laâbissis Duo-Performance "Loredreamsong".
"In Räumen, Ideen und Geschichten herumspuken. Zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren pendeln und deren Grenzen einreißen", so die Antwort – und weiter zum Stück: "Im Zuge ihres Geisterreigens erzeugen die zwei wandelnden Stimmträger Störgeräusche zwischen den unterschiedlichsten Vorstellungen und dabei gleichzeitig eine ganz eigene Melodie. Wie bei einem Refrain, dessen Worte man singt, ohne sie zu verstehen, entstehen bei Loredreamsong unerwartete Assoziationen und trügerische Identitäten – und damit vielfach interpretatorische Fallen beim Versuch, die sich unmittelbar verflüchtigenden Bilder voneinander zu trennen. Hinter der Travestie der Codices zeichnet sich der utopische Horizont von ‚Lore' ab: ein großes, so durchmischtes wie durchlässiges Potential an Bedeutungen und subversiven Kräften. Man nimmt eine Art ‚Folklore" wahr, jedoch ohne ‚folk', das heißt, ohne ethnische oder soziale Zugehörigkeit. So entsteht eine Matrix unterschiedlichster Wissensinhalte, Erzählungen und Äußerungen, die ganz und gar als eine Angelegenheit des Zirkulären zu verstehen ist."

Quelle est l'activité du fantôme ? Hanter : des espaces, des esprits, des histoires. Dériver entre le visible et l'invisible en défaisant leurs frontières. Au fil de leurs errances, ces deux figures porte-voix provoquent des interférences entre les discours et propagent leur « petite musique ». Comme un refrain dont on se chantonne les paroles sans en comprendre le sens, Loredreamsong laisse affluer les associations inattendues, les identités en trompe-l'œil : un piège interprétatif, pour capturer l'image d'un autre qui ne cesse de se dérober. Derrière le travestissement des codes se profile l'horizon utopique du « lore », ensemble de signes ouverts au mélange et à la subversion ; un « folklore » sans « folk », sans appartenance ethnique ou sociale, « une matrice de savoirs, de récits et de pratiques qui est tout entière affaire de circulation ». (Jacques Rancière)

 

 

 

   

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